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Investition in Bio-Hartweizenprojekte

Regionalität und Innovation Hand in Hand

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[ Trochtelfingen, im August 2025 ] - Der schwäbische Nudelhersteller ALB-GOLD setzt auf Regionalität – auch im Bio-Segment. Während die konventionelle Spätzle- und Nudelproduktion bereits zu 100 Prozent aus heimischem Getreide erfolgt, ist die Rohstoffversorgung im Bio-Bereich nach wie vor eine Herausforderung. Hartweizen, die wichtigste Zutat für Nudeln, gedeiht im ökologischen Anbau in Süddeutschland unter schwierigen Bedingungen. Um künftig Bioqualität ebenfalls regional anbieten zu können, treibt das Familienunternehmen zwei Projekte voran, die den ökologischen Hartweizenanbau auf der Schwäbischen Alb und am Bodensee etablieren sollen.

15 Jahre Forschung für besseren Bio-Durum
Seit mittlerweile fünfzehn Jahren begleitet ALB-GOLD gemeinsam mit Züchter Udo Hennenkämper ein Saatzuchtprojekt zur Entwicklung von Bio-Hartweizen. Auf einem Versuchsacker in Rimpertsweiler wird mit verschiedenen Linien experimentiert, unter anderem mit Kreuzungen aus der traditionsreichen italienischen Sorte Senatore Cappelli, Rauweizen und der etablierten Durum-Sorte Wintergold.

Aktuell wird eine Linie favorisiert, die durch lange und stabile Halme, eine beeindruckende Ährengröße und markante schwarze Grannen besticht. Diese „Lichthärchen“ erhöhen die Sonnenausbeute, fördern ein gesundes Wachstum und machen die Pflanze vitaler. Und durch die langen Halme erhöht sich zudem die Widerstandsfähigkeit gegen Fusarien – Schimmelpilze, die vom Boden aufsteigen. Die Höhe der Halme deutet auch darauf hin, wie tief die Wurzeln in den Boden gehen. „Je höher, desto tiefer“, lautet das Motto von Udo Hennenkämper. Denn tief wurzelnde Pflanzen sind robuster gegenüber Trockenstress und können sich damit auch besser an den Klimawandel anpassen.

Die Herausforderungen sind groß: Der teilweise lehmige, „klebrige“ Boden rund um Rimpertsweiler ist nicht ideal für eine späte Herbstsaat mit Durum, und nicht jede Parzelle bringt die erhofften Erträge. Doch Züchtung ist ein Prozess, der Geduld erfordert. „Nachhaltigkeit bedeutet in Generationen zu denken“, erklärt Udo Hennenkämper. Erst nach etwa fünf bis sechs Jahren kann eine erfolgversprechende Linie in die Vermehrung gehen – die genetische Anpassung an Klima und Standort dauert hingegen eher Jahrzehnte. Der Diplom Agraringenieur ist optimistisch und sieht das Projekt nun auf die Zielgerade einbiegen. Bald können die nächsten Versuche in der Nudelproduktion gestartet werden.

Regenerative Landwirtschaft für mehr Resilienz
Recht neu hingegen ist das zweite Projekt, das der Nudelhersteller mit dem Markgräflich Badischen Gutsbetrieb in Salem im vergangenen Herbst gestartet hat. Dort wurde erstmals Durum nach Prinzipien der regenerativen Landwirtschaft angebaut. Die Pflanzen sind zunächst ausgezeichnet gewachsen. Die sehr wechselhafte und nasse Witterung Ende Juli und Anfang August hat dem nach Naturlandkriterien wirtschaftenden Betrieb einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das Getreide kann nicht für die Nudelherstellung genutzt werden. Ein großer Wehrmutstropfen - entmutigen lassen will man sich allerdings nicht und im Herbst erneut Bio-Durum aussäen. „Durch die von uns angewendeten Methoden der regenerativen Landwirtschaft erhalten wir lebendige, fruchtbare Böden. Dies erhöht unsere Resilienz, vor allem, wenn man sich die klimatische Entwicklung anschaut. Die Methode erweist sich als vorteilhaft bei Trockenheit und der Untergrund konnten auch die Regenmengen besser aufnehmen. Leider haben die Ähren aufgrund der Nässe ausgekeimt, und sind so nur noch als Tierfutter zu gebrauchen“, sagt Betriebsleiter Roman Strasser. Die Erfahrungen aus diesem Jahr will er nutzen, um mittelfristig einen Beitrag zu einer regionaleren Versorgung mit Bio-Durum zu leisten.

Impulsgeber für die Region
Mit den beiden Projekten übernimmt ALB-GOLD eine Vorreiterrolle. Das Unternehmen investiert nicht nur in die eigene Rohstoffversorgung, sondern auch in die Weiterentwicklung des Bio-Landbaus in Baden-Württemberg. 

„Unser Ziel ist es, die Versorgungssicherheit im Bio-Bereich zu erhöhen und Landwirten neue Perspektiven im Hartweizenanbau zu eröffnen“, erklärt Geschäftsführer Oliver Freidler. Regionalität und Innovation gehen dabei Hand in Hand.